DUZ 2014
Punkten mit Personalmarketing im Web 2.0
Die neue Bewerbergeneration ist wählerisch, was zukünftige Arbeitgeber betrifft. Wer auf sich aufmerksam machen will, muss authentische Einblicke in die eigenen Arbeitsbedingungen gewähren und Rede und Antwort stehen. Das Web mit seinen sozialen Netzen bietet dafür ein gutes Rampenlicht.
Der sich verschärfende Fachkräftemangel und die heutigen Bewerber der sogenannten Generation Y stellen Personalverantwortliche vor neuen Herausforderungen. Die Generation Y ist 19 bis 35 Jahre alt, selbstbewusst und stellt neue Anforderungen an die Arbeitsbedingungen. Katharina Heuer, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Personalführung: „Die heutigen Bewerber wollen sich im Beruf selbst verwirklichen und Arbeit und Familie gut miteinander vereinbaren. Sie legen zudem großen Wert auf Gestaltungsfreiraum, Kollegialität, Teamwork und einen ehrlichen und respektvollen Dialog auf Augenhöhe.“
Chatten statt predigen
Mit einer eindimensionalen Informationspolitik, garniert mit PR Blasen, gewinnen Personalmanager bei den anspruchsvollen Bewerbern der Generation Y keinen Blumentopf mehr. Es gilt, so Katharina Heuer, glaubwürdig zu zeigen, was einen als Arbeitgeber ausmacht.“ Eine gute Plattform dafür bieten die sozialen Netzwerke. Schließlich sind die Bewerber der Generation Y digital natives. Nach der neuesten Studie von BITKOM, dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., sind 89% der 14 bis 30 jährigen und immerhin noch 64% der 30ig bis 50jährigen in sozialen Netzen aktiv. Sie treffen Freunde auf Facebook, Kollegen auf XING, bloggen, suchen auf Foren nach Empfehlungen.
Die Universität Leuphana in Lüneburg hat, so berichtet der dortige Social Media Verantwortliche, Philip Dunkhase, großen Erfolg mit ihrem Arbeitgeberauftritt auf XING und linkedin. Dort tauschen sich potenzielle Bewerber mit Mitarbeitern und Ehemaligen aus, wie kollegial und teamorientiert zum Beispiel die Arbeitsbedingungen sind oder wie gut sich an der Uni Kinder und Arbeit vereinbaren lassen. Dunkhase: „Potenzielle Bewerber erhalten ehrliche Antworten und das kommt gut an. Bereits das Commitment, das unsere „Botschafter“ mit ihrem Engagement beweisen, wirkt sich positiv auf unser Image aus. Das ergaben internen Studien.“ Das Forschungszentrum Jülich zeigt auf Facebook, wie vielfältig das Azubi Leben in Jülich ist. Auf wissenschaftlichen sozialen Netzwerken wie academia.edu und www.researchgate.net können Hochschulen Kontakt zu potenziellen Dozenten und Forschern aufnehmen, mit Arbeitgebervideos auf YouTube anschaulich die eigene Unternehmenskultur vermitteln und über Twitter attraktive Serviceleistungen streuen.
Wer nicht glaubwürdig ist, wird abgestraft
Das Web 2.0 bietet vielfältige Möglichkeiten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu etablieren. Aber Achtung: Wer schummelt oder übertreibt, erzeugt schnell einen shitstorm, denn die Wahrheit kommt durch die sozialen Netzwerke fast immer ans Licht. „Glaubwürdig zu bleiben und dennoch für die Generation Y attraktiv zu sein, stellt viele Arbeitgeber vor große Herausforderungen“, berichtet die Personalexpertin Katharina Heuer. „Denn die Arbeitsbedingungen, die sich die Generation Y wünscht, existieren oft noch nicht.“ Und um die dafür notwendigen Prozesse wie Arbeitszeiten oder flexible Arbeitsorte zu etablieren, braucht es Zeit und Geld. „Nicht alle Arbeitgeber sind dazu bereit“, so Heuer. „Aber wer im Wettbewerb mithalten will, muss seinen (potenziellen) Mitarbeitern nicht nur eine zeitgemäße Kommunikation sondern auch zeitgemäße Arbeitsbedingungen bieten.“
© Rita Spatscheck