DUZ Karriere 2014

Netzwerker verdienen mehr

Hochschulabsolventen, die für den Berufseinstieg soziale Kontakte nutzen, erhalten überdurchschnittliche Gehälter. Das haben Hochschulforscher nun empirisch belegt. Allerdings führen nur bestimmte Kontakte zum Erfolg.

Die Gehälter für akademische Berufseinsteiger sind nicht üppig, im Durchschnitt 3400 € brutto im Monat. Das ergab eine aktuelle Umfrage von lohnspiegel.de. Und der Spielraum für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen ist eng, da sich das Einstiegsgehalt meist an festen Kriterien wie das Studienfach, die Abschlussnote oder die Branche orientiert.

Können soziale Kontakte Berufseinsteigern helfen, mehr zu verdienen? Um das herauszufinden, analysierten Martin Groß, Professor für Soziologie an der Universität Tübingen und Jakob Tesch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, die Daten von 811 bundesweit befragten Akademikern, die gerade ihren Berufseinstieg geschafft hatten. 

Besonders interessierte die beiden Forscher, welche soziale Kontakte zum Erfolg führen und ob Frauen den bestehenden Einkommensnachteil gegenüber Männern von fast 20% durch die Unterstützung von Fürsprechern ausgleichen. „Mit dieser Studie haben wir das Zusammenwirken von drei verschiedenen Faktoren bei der Stellenfindung mit Kontakten erstmals bundesweit empirisch belegt“, berichtet Prof. Dr. Martin Groß.

Das Ergebnis: Netzwerken lohnt sich: Die befragten Hochschulabsolventen, die soziale Kontakte nutzten, verdienten durchschnittlich 2 € pro Stunde mehr als akademische Berufseinsteiger, die den klassischen Bewerbungsweg einschlugen. Besonders dann, wenn sie Menschen in hohen Führungspositionen um Unterstützung baten, mit denen sie schwach, das heißt beiläufig und meist beruflich in Kontakt standen. Die Mobilisierung von sogenannten starken Kontakten zu Freunden und Familienmitgliedern mit beruflichem Einfluss hatte hingegen keinen so hohen Effekt auf den Erhalt von überdurchschnittlich bezahlten Einstiegspositionen. Ein wichtiger Grund: Jakob Tesch: „Wenn jemand einem beiläufigen Bekannten hilft, erwartet er oder sie eine angemessene Kompensation. In der Familie hilft man sich, ohne eine Gegenleistung zu verlangen und dies dann nicht immer so dezidiert.“

Auch kluge Netzwerkerinnen konnten in der vorliegenden Studie bessere Gehälter erzielen, verdienten aber nach wie vor 20% weniger als ihre männlichen Kollegen. Den gender wage gap konnten also auch sie nicht ausgleichen. Prof. Dr. Martin Groß erklärt warum: „Unsere Analyse ergab, dass Frauen überwiegend Hilfestellung von Frauen erhielten und Männer von Männern. Und helfende Männer befinden sich häufiger in deutlich besseren Positionen als Frauen.“ Tja, vielleicht helfen doch nur formale Regeln wie eine Frauenquote oder Vorschriften zu transparenten Bewerbungsverfahren, um das gender wage gap zu bekämpfen./Rita Spatscheck

Soziale Kontakte richtig einsetzen

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie 

Nutzen Sie auch soziale Kontakte für den Berufseinstieg, denn die Chancen sind hoch, dass sie dann mehr verdienen als bei Bewerbungen über den formalen Weg.

Am hilfreichsten sind Kontakte zu Menschen in hohen Führungspositionen außerhalb des Familien- und Freundeskreises. Fragen Sie daher vor allem Vorgesetzte oder Personalverantwortliche, die Sie u.a. bei Praktika, studiennahen Jobs oder Hochschulmessen kennenlernen, um freie Stellen und bitten Sie konkret um eine Empfehlung oder Vermittlung.

Männer ziehen den größten Nutzen von Kontakten zu männlichen Führungskräften, denn Männer helfen vor allem Männern. 

Sie möchten als Frau genauso viel verdienen, wie Ihre männlichen Kollegen? Dann sollten Sie verstärkt Kontakte zu weiblichen Führungskräften aufbauen, denn von denen erhalten Berufseinsteigerinnen die größte Unterstützung. Die Fürsprecherinnen sollten jedoch in männlich dominierten Positionen und Branchen arbeiten. Denn dort ist das Gehaltsniveau wesentlich höher als in Branchen und Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil. 

© Rita Spatscheck